Herr Vetter – Lehrer für Mathe, Physik, IMP, BNT und AKI (Aufbaukurs Informatik) – hat Anfang diesen Novembers an den Deutschen Billiard-Meisterschaften im Snooker mitgemacht! Um zu erfahren was es damit auf sich hat, habe ich mich mit Herr Vetter getroffen und ihm ein paar Fragen gestellt.
#umboldt: Mir wurde mitgeteilt, dass sie den 9. Platz in der deutschen Snooker-Meisterschaft gewonnen haben. Können sie einmal kurz erklären was Snooker genau ist und wo der Unterschied zum Billiard besteht?
Hr. Vetter: Okay, also Billiard ist der Überbegriff. Genauso wie Hund ein Überbegriff ist für Dackel, Schäferhund, Collis,…
So ist Billiard eben der Übebegriff. Was man landläufig so als Billard kennt zählt zur Untegruppe Pool. Und da gibt es dann auch wieder Untergruppen. Was man hier in Deutschland häufig spiel ist das 8-Ball, so heißt es korrekterweise, dass ist wenn es die Vollen und die Halben gibt und am Ende muss man die “8” reinspielen.
Und zusätzlich zu Pool, also Pool hat dann ja noch verschiedene Varianten, gibt es noch andere Teile der Billiard-Familie, und da gibt es eben: Karambolage, ist eine Variante, dass wird auf dem Tisch gespielt, da sind überhaupt keine Taschen (Anmerkung der Redaktion: Taschen = Löcher) drin. Da versucht man nur Bälle über Banden mit anderen Bällen zu treffen.
Dann gibt es Billiard-Artistik: Da muss man vorgegebene Übungen lösen – so eine Art Trickshots – also man muss versuchen da ganz, ganz viel Effet (Anmerkung der Redaktion: Effet = der Drall eines Balls) reinzubringen und dann gibt es eben noch Snooker!
Snooker hat einen deutlich größeren Tisch als Billiard – also als die Pool-Varianten – das ist ein zwölf-fuß Tisch auf dem Snooker gespielt wird. EIn Fuß sind ja ein bisschen mehr als 30cm, sodass so ein Snooker-Tisch 3,60m lang ist. 3,66m exakt. Das ist schon ganz schön viel… Das wird dir jetzt für das Interviwe nichts bringen, aber der Tisch hat ungefähr die selben Maße, wie der Tisch da [zeigt auf Tisch im Raum]
#umboldt: Und sie haben gerade eben Taschen gesagt, dass sind diese Löcher in dem Tisch, oder?
Hr. Vetter: Ja, genau.
Vielleicht noch kurz zum Spielprinzip: Beim Snooker geht es darum Punkte zu sammeln. Und die Kugeln geben teilweise unterschiedliche Punkte. Es gibt 15 rote Kugen, die geben einen Punkt und dann gibt andersfarbige Kugeln, die heißen “die Farben”. Obwohl “rot” natürlich auch eine Farbe ist, aber das zählt nicht. Die anderen heißen farbige Kugeln und die haben unterschiedliche Kugeln von zwei bis sieben. Gelb zwei und schwarz sieben. Dann gibt es eben noch grün, blau, braun und so weiter.
Und das Spielprinzip sieht so aus: man muss immer abwechselnd eine Rote und eine Andersfarbige, dann wieder eine Rote und eine Andersfarbige und so weiter reinschießen. Die Roten, die bleiben drin, während die Andersfarbigen immer wieder neu aufgesetzt werden. Die haben ihre festen Aufsatzmarken auf dem Tisch und da kommen die immer wieder raus aus der Tasche, werden die rausgeholt und aufgesetzt, sodass irgendwann die Situation entsteht: alle Roten sind weg. Und dann kommt das Endspiel auf die Farben und dann muss man die Farben dann noch abspielen in der aufsteigenden Wertigkeit, also von Gelb nach schwarz. Und es kann dann auch so kommen, dass (bevor alle Punkte schon drin sind) der eine dann eben schon so viele Punkte mehr hat, dass der andere die gar nicht erreichen kann.
Und dann gibt es eben noch eine andere Situation um Punkte zu bekommen: Wenn der Gegner ein Foul macht. Das kennt man aus den anderen Billiardvarianten eben auch, wenn zum Beispiel die Weiße fällt oder man spielt eine falsche Kugel an, oder man trifft die Kugel nicht, die man eben treffen wollte. Das ist alles Foul und gibt Punkte für den Anderen.
So und dann kann man eben versuchen, wenn man schon ganz viel Rückstand hat, dass es mit den Punkten auf dem Tisch eben nicht reichen würde, das zu provozieren, dass der anderen ein Foul macht. Und dann versucht man ihn in eine schwiereige Lage zu bringen, sodass man die Weiße irgendwo versteckt hinter einer Kugel und der Andere muss dann über ein, zwei Banden da raus kommen. Und diese schwierige Situation heißt eben: Snooker.
#umboldt: Haben sie denn schön öfter bei der Meisterschaft mitgemacht?
Hr. Vetter: Nein, das war mein allererstes Mal.
#umboldt: Echt? Und wie haben sie sich gefühlt, als sie jetzt schon beim ersten Mal den neunten Platz erreicht haben?
Hr. Vetter: Also ich war total begeistert nach der Vorrunde!
Ich bin da so hingefahren und es ging erstmal los mit Gruppenspielen, also es war eine Vierergruppe. Und ich hab mir so als Ziel gesetzt: Naja, vielleicht schaffe ich es, die Gruppenphase zu überstehen, also Erster oder Zweiter zu werden. Aber das Minimalziel war so wenigstens mal ein Spiel zu gewinnen.
Joa und dann kam das erste Spiel und ich war total nervös! Ich hab im ersten Frame (also ein Teil eines Spiels heißt Frame, wie Rahmen) nix getroffen. An Bällen vorbeigespielt und so… Das war eine Katastrophe.
Ich hab dann diesen ersten Frame auch verloren. Aber man muss zwei Frames gewinnen um das ganze Spiel zu gewinnen.
Also ich lag 1:0 hinten und dann bin ich langsam ein bisschen ruhiger geworden. Mein Gegner, den ich auch kannte, hat hier und da auch mal einen Ball verschossen und dann bin ich auch so langsam reingekommen und hab tatsächlich noch 2:1 gewonnen, das erste Spiel.
Und das war schonmal ganz gut. Am nächsten Tag hab ich das zweite Spiel dann tatsächlich auch 2:0 gewonnen und damit war schon fast klar, dass ich weiter komme. Und durch eine glückliche Kombination von anderen Spielergebnissen war es dann tatsächlich schon so, dass ich am Ende des zweiten Abends schon wusste, dass ich schon im Achtelfinale bin. Das war ganz cool. Und dann konnte ich das dritte Gruppenspiel auch ein bisschen ruhiger angehen und hab das auch noch gewonnen. Und dann war ich Gruppenerster bei mir in der Gruppe! Das war halt echt unfassbar, hätte ich nie mit gerechnet, das war echt grandios!
#umboldt: Hört sich sehr gut an! Und wenn ich fragen darf, wie sind sie denn zu dem Sport gekommen?
Hr. Vetter: Da muss ich sagen, dass ich echt eine interessante Geschichte, die auch mit Schule zu tun hat! Zum einen kommt das sehr häufig im Fernsehen auf Eurosport, schon seit 30 Jahren wird das regelmäßig üertragen, und ich schätze so vor ca. 30 Jahren hab ich das zum ersten mal so im Fernsehen geschaut, ohne genau zu wissen, worum es eigentlich geht.
Und dann hab ich schon immer gerne Billiard gespielt – aber wirklich diese Pool-Variante – und war dann mal in so einem Billiard-Haus, wo es auch einen Snooker-Tisch gab. Und hab da mit einem Kumpel spaßeshalber mal Snooker gespielt, aber nix getroffen. Es war die reinste Katastrophe. Ja, und so blieb das eigentlich, dass ich vielleicht vier/fünf mal Snooker gespielt hatte, bevor ich dann nach Karlsruhe kam (ich bin ja ursprünglich ein Hesse!) und dann hab ich hier das Referendariat gemacht – noch nicht am Humboldt-Gymnasium sondern am Fichte-Gymnasium – und als Mathelehrer macht man dann eben irgendwann Pythagoras. Und ich hab dann eben Pythagoras am Billiardtisch gemacht: “Wie lang ist denn die Strecke, wenn man über eine Bande da rüber spielt oder über zwei Banden?” und die Schüler sollten das ausrechnen. Dann hab ich gefragt: “Rechnen wir mit einem normalen Billiardtisch, also einem 9-Fuß-Tisch, oder einem Snooker-Tisch?” und dan kam eben: “Ah, ja! Auf einem Snooker-Tisch!”. Da war ich das erste mal richtig überrascht, dass die Schüler wussten, was ein Snooker-Tisch ist! Dann hab ich, so angeberisch wie ich halt bin, gesagt: “Haja, Ich würde das jedes mal schaffen, dass ich da mit zwei Banden die Kugel in die Taschen spiele”. Und dann ruft eine Schüerin rein: “Ne, das wäre ein Fluke”. Und dieser Begriff: “Fluke”, den kennen nur eingefleischte Snooker-Fans. Also wirklich Leute, die wirklich häufig damit zu tun haben.
Dann hab ich natürlich gefragt: Hä, wieso weißt denn du, was ein Fluke ist?”. “Ah ja, mein Papa hat einen Snooker-Verein gegründet, hier in Karlsruhe!” und ich so: “Ah, okay!”. Am nächsten Tag kam sie dann mit Flyer und Antrag für die Mitgliedschaft, alles vom Papa bekommen. Damals war ich noch Referendar und Snooker ist ein recht teures Hobby, das konnte ich mir damals einfach nicht leisten. Als dann aber nach meinem Referendariat klar war: Ich bleib hier in Karlsruhe, bin ich tatsächlich in diesen Club dann eingetreten! Und so bin ich eben zum Snooker gekommen.
#umboldt: Das ist ja eine spannende Geschichte! Wie regelmäßig machen sie das? Ist das ein wöchentliches Hobby?
Hr. Vetter: Man kann sich natürlich mit anderen Vereinsmitgliedern verabreden, dann spielt man aber eber nur. Und ich hab schon den Anspruch dann zu trainieren. Ich geh dann also einfach so mal hin, bau mir meine Übungen am Tisch auf und trainiere für mich selber. Und dann haben wir alle zwei Wochen noch ein Training mit so einem vierfachen Deutscher Meister. Das ist ein Senior. Also ich hab bei den “Senioren-Meisterschaften” mitgespielt, nicht bei den “Herren-Meisterschaften”. Senioren heißt ab 40 Jahre. [kurzes Lachen] Ja, war so. Und der ist auch Teil des Bundestrainerteams tatsächlich, aber eben auch Mitglied bei uns im Verein. Und da gehe ich auch dann ab und zu zum trainieren, ja.
#umboldt: Ab wann darf man denn Snooker spielen? Wenn sie meinten die Seinioren sind ab 40, sind dann die Juniors ab 6?
Hr. Vetter: Unser jüngstes Mitglied, der jetzt auch auf den Meisterschaften für die Junioren war, ist tatsächlich elf Jahre alt. Und der hat es tatsächlich jetzt geschafft! Der spielt aber auch schon seit gut drei Jahren. Anfangs war schon ein bisschen schwierig, der konnte da nämlich noch kaum über den Tisch schauen. Mittlerweile kann er so ein bisschen über den Tisch gucken. Aber Bälle aufsetzen klappt noch nicht so gut. Also so die Blaue zum Beispiel, die liegt mitten im Tisch, da kommt der noch gar nicht hin, da ist er zu klein dafür. Bei den deutschen Meisterschaften gab es “Herren”, “Senioren” aber eben auch “Jugendmeisterschaften” und da gibts “U15”, “U18” und “U21” (U heist ja immer “unter”). Und der kleine hat eben bei den “U15”-Leuten mitgespielt und hat da tatsächlich auch die Gruppenphase überlebt, was ein toller Erfolg für ihn war!
#umboldt: Hört sich gut an! Gibts eigentlich eine Altersgrenze nach oben?
Hr. Vetter: Nö! Ich wüsste jetzt nicht, wie alt der Älteste war, aber ich schätze so 60 war der wahrscheinlich schon.
#umboldt: Haben sie abschließend noch irgendwelche Tipps für Leute, die jetzt anfangen wollen, Snooker zu spielen?
Hr. Vetter: Einfach mal eine Schnupperstunde im Club machen und dann stellt sich schnell raus, ob man ein bisschen Spaß drann hat. Denn am Anfang ist es wie Mathe: Sehr frustrierend. Man braucht ein bisschen Übung, um da überhaupt Erfolge dann feiern zu können. Da gibt es andere Sportarten, wo man schneller Erfolge feiern kann.
#umboldt: Dann bedanke ich mich für das Interview und wünsche noch einen schönen Tag!
Hr. Vetter: Bitteschön, ebenso!